















In den Medien könnte der Eindruck entstehen, dass die Politiker unseres Landes nichts anderes tun, als sich fortwährend zu streiten. Dass es auch anders geht, demonstrierten unsere Schülerinnen und Schüler der Klassen 10a, 10b und 10d. Im Rahmen des Planspiels „Der Landtag sind wir“ schlüpften sie in die Rollen von Abgeordneten des Bayerischen Landtags.
Bereits zu Beginn erhielten die Schüler ihre farbigen Mappen, die die vier Parteien repräsentierten: Blau für die Konservativen, Gelb für die Freien, Grün für die Ökologen und Rot für die Sozialen. In den Mappen fanden unsere jungen Politiker/-innen den Hinweis, z.B. als 62-jähriger Architekt aus Kulmbach zu agieren, sowie die Aufgabe, sich einen klangvollen Namen auszudenken. So entstand ein bunter Mix neuer Identitäten – wobei sich die Namensklassiker äußerster Beliebtheit erfreuten: zwei „Bauer“, drei „Mayer“, fünf „Müller“. Gleich neun Schülerinnen und Schüler gaben sich einen Doktortitel. Ein Schmunzeln war fast unvermeidlich, wenn man daran beobachtete, wie tief sie in ihre Rollen eintauchten und teils sogar gegen ihre eigene Überzeugung debattierten.
Das Herzstück des Planspiels war die Erarbeitung eines Gesetzentwurfs der Freien zur Bekämpfung übermäßigen Alkoholkonsums, der Begleitkriminalität und der Gefährdung der Gesundheit Jugendlicher in Bayern. Mit großem Eifer entwickelten alle Fraktionen ambitionierte Konzepte. Es wurde heftig diskutiert, ob man nicht schon in der 4. Klasse mit einer präventiven Kampagne starten sollte – getreu dem Motto: „Je früher, desto besser.“ Zudem plädierten einige für ein Verkaufsverbot von Alkohol ab 23 Uhr und eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf alkoholische Getränke auf bis zu 30 %. Auch über FSK-Sticker auf alkoholischen Getränken wurde nachgedacht. In den anschließenden Ausschusssitzungen trafen sich die Vertreter der Parteien, präsentierten ihre Entwürfe, debattierten leidenschaftlich und suchten Kompromisse.
Der Höhepunkt war die abschließende Abstimmung im „Landtag“ unter der Leitung von Landtagspräsident Dr. Walter Holz – selbst ein stolzer Träger eines Doktortitels. Mit knapper Mehrheit, getragen von den Stimmen der Konservativen und der Freien, wurde eine wichtige Abänderung des Gesetzentwurfs beschlossen – ein Ergebnis, das die engagierten Diskussionen und die Bereitschaft, über den eigenen Schatten zu springen, eindrucksvoll widerspiegelte.
Die Rückmeldungen der Beteiligten lassen keinen Zweifel: Unsere Schüler haben nicht nur engagiert mitgemischt, sondern auch jede Menge Spaß gehabt – trotz (oder gerade wegen) der hitzigen Debatten. Dieses Planspiel zeigte eindrucksvoll, dass Politik weit mehr ist als trockene Theorie, wenn sie erlebbar wird. Es ist ein faszinierendes Abenteuer, in das man sich mit Leidenschaft stürzt. Wir dürfen gespannt sein, welche kreativen und zukunftsweisenden Ideen aus diesem Tag im „Landtag“ hervorgehen – vielleicht sieht man schon bald den einen oder anderen bayerischen Nachwuchsabgeordneten in echten Parlamentsdebatten.
V. Balaj, O. Pehlevan

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