Der Besuch eines ehemaligen Konzentrationslagers ist fest im Lehrplan Geschichte der 9. Jahrgangsstufe verankert. Pandemiebedingt konnte dieser im vergangenen Schuljahr nicht durchgeführt werden und auch dieses Frühjahr war eine Führung vor Ort für die Schüler, die nun die 10. Klasse besuchten, nicht möglich. Aus diesem Grund absolvierte die Klasse 10 A zumindest einen digitalen Rundgang über das Gelände der KZ-Gedenkstätte in Dachau.
Die beiden Guides Fr. Ferrero-Heinz und Herr Burger streamten hierzu live während ihrer Führung ins Klassenzimmer und brachten diesen Ort unfassbarer Verbrechen den Schülern nahe. Die Führung startete in den rekonstruierten Baracken des Konzentrationslagers, wo der Klasse 10 A auch erste Basisinformationen über die Errichtung und die tägliche Organisation des Lagerlebens gegeben wurden. Schon der Gang durch die Räume, in denen Häftlinge auf engstem Raum und unter katastrophalen hygienischen Bedingungen ausharren mussten, beeindruckte und machte sichtlich nachdenklich. Beim Überqueren des riesigen Appellplatzes, auf dem bis zu 30.000 Inhaftierte Platz fanden, wurden zudem die Dimensionen dieses Ortes bewusst. Im Schubraum erklärten uns die Referenten, was es bedeutete, in Dachau nur aufgrund einer „falschen“ Religion, einer „unpassenden“ Sexualität oder einer abweichenden Meinung bzw. politischer Haltung inhaftiert zu werden. Neben jedem persönlichen Eigentum und dem Namen, der gegen eine Häftlingsnummer eingetauscht werden musste, gaben die Häftlinge hier auch ihre Menschenwürde ab. Erniedrigende Rituale und harte körperliche Strafen für geringfügige Regelverstöße standen von nun an an der Tagesordnung. Ein Ausbruch war durch die elektrischen Zäune und die Dauerbewachung durch bewaffnete SS-Angehörige unmöglich, wie uns Frau Ferrero-Heinz und Herr Burger erklärten. Die „neutrale Zone“ vor dem Zaun wurde dabei vom Wachpersonal nicht selten genutzt, um Gefangene aus reiner Willkür in den sicheren Tod zu treiben. Die Ermordeten wurden im KZ-eigenen Krematorium von Mithäftlingen verbrannt, wobei die Verbrennungsöfen gegen Ende der NS-Diktatur mit der Masse an Toten völlig überlastet waren. Auch die an das Krematorium angeschlossene Gaskammer symbolisiert auf grausame Weise die Menschenverachtung, die an diesem Ort herrschte. Der Rundgang schloss am Mahnmal des „unbekannten Häftlings“.

„Den Toten zur Ehr´, den Lebenden zur Mahnung“

lautet die Inschrift unter dieser Skulptur. Hier wurde den Schülern von den Guides verdeutlicht, dass dieser Aspekt nun einmal unauslöschlich zur deutschen Geschichte gehört. Und auch wenn niemand der heute lebenden Generationen mehr Schuld trägt an den Verbrechen des NS-Regimes, so ist es doch unsere Aufgabe, daran zu erinnern und so etwas nie wieder geschehen zu lassen.

Christoph Trageser