Zur Demokratie gehört, dass man bei politischen Problemen um die beste Lösung ringt. Zur Demokratie gehört, dass das Volk mitbestimmen darf. Bei uns gehört zur Demokratie, dass wir Abgeordnete wählen, die dann unsere Interessen in Parlamenten vertreten und an der Gesetzgebung mitwirken. In einer Demokratie sollen möglichst vielfältige Interessen vertreten werden, auch die der jüngeren Generation. Man kann sich gut vorstellen, dass gerade solche Themen, die auch Jugendliche interessieren, eher von jüngeren Politikern vertreten und in die Politik eingebracht werden. Und daher haben wir uns besonders gefreut, dass eine sehr junge Abgeordnete zu uns an die Schule kam und mit den zehnten Klassen über genau solchen Themen diskutierte. Carmen Wegge – 32 Jahre jung und seit September 2021 für die SPD im Bundestag – kümmert sich als Fachpolitikerin um viele solcher Themen: Als Mitglied im Rechtsausschuss und im Ausschuss für Inneres und Heimat setzt sich die Juristin beispielsweise für die Streichung von § 219a StGB ein oder für eine Verschärfung des Waffenrechts – vor allem wegen der Gefahren aus dem rechtsextremen Bereich. Und so diskutierte sie mit den Schülerinnen und Schülern, warum das „Werbeverbot“ für Abtreibungen aus ihrer Sicht gegen das Selbstbestimmungsrecht der Frauen verstößt, warum sie gegen eine umfassende Überwachung privater Kommunikation im Internet ist, warum jedoch digitale Gewalt deutlich besser verfolgt und bestraft werden muss. Ganz besonders interessiert waren aber alle Klassen an ihrer Position zur Legalisierung von Cannabis. In allen drei Veranstaltungen war das wohl das am meisten diskutierte Thema! Daher wissen unsere Schülerinnen und Schüler nun, dass die Ampel-Koalition wohl spätestens 2023 einen Gesetzentwurf hierzu verabschieden möchte. Ein Bestandteil könnte ein sogenanntes „Drug-Checking“ nach schweizer Vorbild sein. Aber wir werden sehen! Die Schüler stellten natürlich auch Fragen außerhalb der Expertise unseres Gastes und Carmen Wegge beantwortete auch diese sehr umfassend und schülergerecht, unter anderem: Abschaffung der Wehrpflicht, Waffenlieferungen in die Ukraine oder Rechte von Vätern beim Sorgerecht. Auch persönliche Fragen, z. B. warum sie gendert oder ob sie schon einmal bei einer Rede von Olaf Scholz eingeschlafen sei, beantwortete sie überzeugend und überaus unterhaltsam. Über Olaf Scholz wissen wir nun, dass er seine Emotionen wohl eher in den Fraktionssitzungen der SPD auslebt. Es war eine gelungene Veranstaltung, die hoffentlich dazu beigetragen hat, die viel beschriebene Politikverdrossenheit ein wenig abzubauen.
N. Thiemann