Am Mittwoch, 15.03.23, besuchte die Stadtarchivarin Herrschings, Frau Dr. Hellerer, unsere Schule, um die neunten Klassen über das Thema „Euthanasie im Landkreis Starnberg in der Zeit des Nationalsozialismus“ zu informieren.

Sehr eindrücklich erklärte Frau Dr. Hellerer den Schüler:innen zunächst, dass sich hinter dem Euphemismus „Euthanasie“ (griech.: „Guter Tod“) ein grauenvolles Tötungsprogramm der Nationalsozialisten verbirgt. In der menschverachtenden Ideologie der damaligen Zeit hatten Menschen mit psychischen, kognitiven und physischen Beeinträchtigungen keinen Platz in der sogenannten „Volksgemeinschaft“. Um die „Reinhaltung des gesunden Volkskörpers“ zu gewährleisten, verabschiedeten die Nationalsozialisten am 14. Juli 1933 zunächst das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ und begannen mit Zwangssterilisationen. Dieses Gesetz gilt als Grundlage für die Ausgrenzung und spätere Ermordung von Menschen mit psychischen Krankheiten. Bis zu 400 000 Menschen wurden in der Zeit des Nationalsozialismus unfruchtbar gemacht. In einer weiteren Eskalationsstufe wurde mit der „Aktion T4“ eine Organisationsstruktur geschaffen, die es ermöglichte, Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen, Menschen mit Schizophrenie oder auch Depressionen sowie Alkoholiker:innen und Epileptiker:innen zu erfassen und in eigens dafür eingerichteten Tötungsanstalten umzubringen. Innerhalb weniger Jahre wurden so vermutlich über 70 000 Menschen in Gaskammern oder durch Nahrungsentzug ermordet.

Auch im Landkreis Starnberg gab es einige Menschen, die dieser Tötungsaktion zum Opfer fielen. Frau Dr. Hellerer, die seit einiger Zeit intensiv zu diesem Thema recherchiert, zeigte anhand des Schicksals eines angehenden depressiven Priesters aus Andechs, eines Gilchingers und einer jungen Andechser Frau auf, dass der perfiden und menschenverachtenden Ideologie auch im Landkreis Starnberg Menschen Opfer forderte. 

Es ist Menschen wie Frau Dr. Hellerer zu verdanken, dass diesen Opfern ein Gesicht gegeben wird und dass ihre Geschichte und ihr Schicksal nicht vergessen werden. 

Hanna Hilzensauer